Ich stelle einfach nochmal kurz vor, wer wir sind. Ich habe mir sagen lassen, in der Medizin spricht man immer über Interessenkonflikte, ich habe keine.
So, das Lehrstuhl-Themen sind Mechthild Habermann und ich. Mich können Sie hier sehen, deshalb gibt es kein Bild von mir.
Das ist meine liebe Chefin und von der anderen Seite der Kooperation Professor Stefan Ewart, den Sie unten sehen können, und Natalie Dykes, die mit mir zusammenarbeitet von Seiten der Computerlinguistik.
Das kann ich jetzt eigentlich schon überspringen, nämlich die Geschichte unserer Kooperation.
Wir haben letztes Jahr ein Paper geschrieben und sind dieses Jahr an mehreren Papern noch dran,
versuchen also die Zusammenarbeit zwischen Medizin und Linguistik immer weiter zu stärken.
Wir haben auch ein Projekt bewilligt bekommen, das jetzt bald anläuft. Auf Nachfragen erzähle ich da gerne mehr dazu.
Wie kommen also Sprachwissenschaft und Medizin zusammen?
Es gibt mehrere Schnittbereiche, insbesondere in den Feldern der angewandten Linguistik, also Sprachwissenschaft, zum Beispiel die Arzt-Patienten-Kommunikation,
zu der Thomas Sprandt-Zvogachsi sehr viel gemacht hat, strukturierte Interviewanalyse, die habe ich mit Maria Heckel gemacht in den letzten Monaten.
Klinische Linguistik, Psycholinguistik, Spracherwerbsforschung, besonders bei Kindern.
Und die Bereiche, die für mich heute Abend wichtig sind, Fachtext-Linguistik, also die Beschreibung von Fachtexten und Diskurs-Linguistik, dazu gleich mehr.
Diskurs-Linguistik hat die Grundannahme, dass gesprochene und geschriebene Texte nicht für sich stehen, sondern in einem Bezugsnetz aufgespannt sind,
sowohl Synchron als auch Diakron. Das heißt, wenn man einen Text hat, nimmt der wiederum Vielfachbezug auf andere Texte,
beispielsweise indem man zitiert. Und wir in der Linguistik untersuchen Text-Korporate, das heißt Sammlungen von Texten,
beispielsweise mit einem bestimmten Thema, von Textnetzen, die wiederum gegenseitig aufeinander Bezug nehmen über die Grenzen eines einzelnen Textes hinaus.
Jetzt haben wir für unseren Vortrag heute vier Fragen. Einerseits, welche Aufgaben, Ziele und Werthaltungen haben Palliativmediziner?
Zweitens, welche Schlüsselbegriffe gibt es in palliativmedizinischen Fachtexten?
Drittens, kann man einzelne Phasen der Wortschatzentwicklung in diesen Fachtexten sehen?
Und viertens gibt es bestimmte Metaphern, die Palliativmediziner benutzen und die andere medizinische Disziplinen vielleicht vermeiden,
nicht so stark benutzen, haben dafür Palliativmediziner andere Metaphern, die diese ersetzen.
Wie haben wir das Ganze gemacht? Ich habe verschiedene Korpora aufgebaut von Zeitschriften, habe also Zeitschriftentexte gesammelt,
das sind die folgenden. Hier links kann man die Gerontologie Geriatrie sehen, hier den Onkologen, unser heutiges Vergleichskorpus,
also das Korpus, mit dem ich die Palliativtexte abgleiche, die Intensivmedizin und Notfallmedizin und am wichtigsten hier im Zentrum
die Zeitschrift für Palliativmedizin, die heute unsere Textsammlung ist, die wir uns gemeinsam ansehen wollen.
Dann auf der rechten Seite noch die Schmerzmedizin, die Medizin Ethik und das Medizin Recht.
Alles Disziplinen, die mit der Palliativmedizin thematisch was zu tun haben, insbesondere im Hinblick auf ethische Fragestellungen.
Warum sehen wir uns heute Zeitschriftentexte an? Zeitschriftentexte sind deswegen so vorteilhaft für solche Untersuchungen,
weil sie die primäre Form überregionaler Wissenschaftskommunikation darstellen, vor allem in der Medizin.
In der Wissenschafts- und Sachwissenschaft sind es häufig noch Bücher, aber in der Medizin wird generell meistens in Zeitschriftentexten, also Papers, kommuniziert.
Sie sind eigentlich auch meist aktueller als beispielsweise Bücher, weil Forschungsdiskussionen wirklich in diesen Zeitschriften publiziert werden und geführt werden.
Sie haben eine gewisse Querschnitts- und Überblicksfunktion, das heißt, man kann in Rezensionen sehen, wie ist das Fach eigentlich aufgebaut,
wie sind die Meinungen, gibt es zu bestimmten Themen, sie tragen das Selbstverständnis einer Disziplin mit, beispielsweise in Einführungen oder Editorials,
und sie stiften in gewisser Weise auch Identität, was man an unserer Zeitschrift für Palliativmedizin ganz gut sehen kann.
Warum sehe ich mir nur eine Zeitschrift an? Weil die Zeitschrift für Palliativmedizin im deutschsprachigen Raum eine sehr wichtige Zeitschrift ist
und man mit wenigen Zitationen, gar nicht mit Konzentrationsgesetz, sehr viel schon abdecken kann von einer Disziplin.
Und wenn man sich mehrere Zeitschriften anschauen könnte, nur noch wenig dazu gewinnt.
Also die Zeitschrift für Palliativmedizin ist wirklich ein schöner Querschnitt, der durchs Fach geht.
Ich gehe ein bisschen weiter und wir sehen uns Merkmale der Fachtextlinguistik an, denn das ist auch spannend,
die Frage, inwiefern palliativmedizinische Fachtexte eigentlich fachlich sind, ich füre die Fachtextlinguistik einfach kurz ein.
Man untersucht in der Fachtextlinguistik vor allem, was ein Fachtext zum Fachtext macht, welche Merkmale hat ein Fachtext,
und da gibt es verschiedene, beispielsweise das Vielfachwortschatz verwendet wird mit klaren Definitionen, eindeutige Verknüpfungen im Text.
Natürlich Aussagesätze, die dominieren, dass man relativ komplexe Phrasenstrukturen hat, also relativ lange Einheiten,
die ein Mensch beim Lesen erst einmal verstehen muss, z.B. das zweimal täglich oral zu applizierende Medikament,
ist nun doch kein sehr einfach zu verstehen das Deal, sondern man muss sich da wirklich Mühe geben beim Lesen.
Fachspezifische Abkürzungen und Alkronome und natürlich auch ein gewisser unpersönlicher Stil,
d.h. man vermeidet die Verwendung von Ich- und Du-Formen, also die Pronomen der ersten und zweiten Person singulare.
Textverständlichkeit ist auch ein wichtiger Punkt in diesem Vortrag. Fachwortschatz verschlechtert grundsätzlich die Textverständlichkeit von Laien,
kann aber die Textverständlichkeit und Lesegeschwindigkeit für Experten verbessern, das ist immer so ein bisschen die Krux,
wo möchte ich hin mit meinen Fachtexten, will ich sehr lange komplexe Sätze mit vielen Fachtexten, mit vielen Fachwortschätzen
Presenters
MA Joachim Peters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:34:48 Min
Aufnahmedatum
2019-01-16
Hochgeladen am
2019-01-18 09:20:51
Sprache
de-DE
Medizin, Palliativ,